IN DUNKLEN ZEITEN

Gedicht von Andreas Reimann

Darf einer singen, wenn geschütze dröhnen
und selbst der nachbar zorn und hass vermischt,
und wenn die seuche mit dem schleppnetz fischt,
und wenn die leute um die zukunft stöhnen?

Da muß er singen! Alle schönheit muß
in töne er und wörter übersetzen,
sich selbst zu hören, und auf allen plätzen
ein lied zu sein: ein sanfter regenguß
im überhitzten! Daß da kein gesicht,
verschwitzt, verkrampft, dem mörder ähnlich werde:
die freundlichkeit ist leicht uns auszutreiben.

Doch mensch sein heißt: es bleiben. Andres nicht. –

Drum wag ein lied, die zärtliche gebärde:
wir müssen für den frieden tauglich bleiben.

Nach Corona

Hab ich mich vertan?

Ganz sicher, denn ich hatte ja gehofft, dass die Menschen in der Corona-Pandemie zusammenrücken, solidarisch sind und sich ihrer Verletzlichkeit bewusst. Das wird auch in manchen Fällen so gewesen sein. Lassen wir das einfach so stehen. Aber im Allgemeinen sieht es doch eher so aus:

Danke Philipp Sturm für diesen treffenden Blick auf uns. Wer sich auf diesem Bild nicht wiederfindet, darf sich gerne beschweren.

Bei mir oder beim Autoren.

…oder bei ihm:

Nochmal danke.

Wer sind wir

Das erste Farbbild des James-Webb-Weltraumteleskops zeigt den Galaxienhaufen SMACS 0723, vier Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. © Nasa

Wir können jetzt weit in die Vergangenheit sehen: 4 Milliarden Lichtjahre hat das Licht dieser Galaxien zurückgelegt. Vor 4 Milliarden Jahren… da gab es hier noch nicht mal Leben.

Wir sind in der Lage, diese Technik zu entwickeln und erfolgreich zu nutzen.

Und während wir uns fragen, was wir mit diesem Licht anfangen, vernichten wir das Leben auf diesem Planeten.

So viel Licht. So viel Dunkel.

Wer sind wir?

Fortschritt

Das war das Zauberwort unserer Kindheit und Jugend. Dem konnte sich keiner entziehen. Für den Fortschritt zu sein, war das Einzige. Raus aus Einerlei, Piefigkeit, Mühsal, Sorgen. Das war die Verheißung der neuen Zeit, die hier nicht Wirtschaftswunder hieß, sondern eben Fortschritt.

Fortschritt, so hießen Sportvereine, Genossenschaften in Stadt und Land, so sangen wir fröhlich und erwartungsvoll, gehüllt in die Uniform der neuen Zeit. Alles atmete – Fortschritt.

Mittlerweile denke ich, dass es weltweit vielen Menschen so ging, hat doch die Wirtschaft in den letzten 75 Jahren ungekannten Aufschwung erlebt.

Wo sind wir angekommen?

Hat der Fortschritt sein Versprechen eingelöst?

Sind wir fortschrittlich gewesen oder von etwas Wesentlichem fortgeschritten?

Darüber lohnt es sich meiner Ansicht nach zu debattieren. Darüber, und was unsere Kinder daraus lernen müssen, und unsere Enkel.

Und lasst uns diese alberne Spalterei vergessen. In wenigen Monden werden wir es eh tun, also ziehen wir es vor.

Jeder Tag zählt. Unsere Zeit ist endlich, nutzen wir sie.

Da haben wir’s

Wahlnacht in Thüringen: Höcke-hoch liegt der Unrat auf der Autobahn (Quelle: OTZ)

Das kam ja nun auch nicht unerwartet. Wenn ein ganzes Bundesland bar jeder Vernunft abstimmt, muss das ja Konsequenzen haben. Der Himmel machte seinem Zorn Luft und schickte ein kräftiges Unwetter. Bis zur Höcke wurde die A4 bei Bucha zuge…schüttet. Möglicherweise hat es wieder die Falschen erwischt.

Besuch

So könnte der Besuch aussehen

Machen wir uns nichts vor: Manchmal denken wir daran. Wie es sein wird, wenn plötzlich dieses UFO im Garten landet. Wenn sich kleine grüne Wesen mit Staubsaugerrüsseln mit ans Lagerfeuer setzen, komische Töne von sich geben und uns fragend anschauen.

Das US-Militär hat jetzt einen Bericht über auffällige Sichtungen vorgelegt, die zumindest auf unerklärliche Phänomene zurückzuführen sind. Für extraterrestrische Besucher gibt es allerdings (noch) keinen Beleg. Aber immerhin, wir werden mal wieder daran erinnert.

Was würde sich ändern?

Sind wir dann auf einmal ein Team – wir Erdlinge?

Werden wir uns mit den neuen Nachbarn vertragen oder genau so rüde sein wie wir es bisher gehalten haben?

Werden wir uns dann weniger wichtig nehmen oder dann erst recht nach den Sternen greifen?

Werden wir dann endlich über den Tellerrand schauen und unseren Blick weiten? Oder buddeln wir uns ein in Vorurteile und Verschwörungstheorien?

Entschuldigung für die blöde Frage, aber… warum können wir nicht schon jetzt damit anfangen, vernünftig zu werden?

Sehnsucht

Was ich in der Ferne suche
Weiß ich selbst nicht zu beschreiben.
Gehe dennoch auf die Reise,
Um die Sehnsucht zu vertreiben.

Offnen Herzens, offnen Ohres
schwelge ich am Sehnsuchtsort.
Sind auch die Sinne schwer beschäftigt –
Das Herz zieht leise mich hinfort.

Irgendwann hab ich`s verstanden
Und packe meine Sachen ein.
Es braucht Beständigkeit und Ruhe
Es hat Sehnsucht: nach daheim!