Darf man diese Virus-Krise mit der „Wende“ von 1989/1990 vergleichen? In vielen Bereichen sicher nicht, in manchen schon.
Die Wende hat uns vor die erste Herausforderung gestellt: Auf einmal waren wir Ostmenschen mündige Staatsbürger. Wir durften plötzlich eine Meinung haben, wir durften frei wählen. Und wir mussten, um unsere Freiheit im Denken und Reisen auch zu nutzen, das nötige Kleingeld verdienen.
Jetzt verlangt dieses Virus (bzw. die Angst vor selbigem), dass ich mit mir selber klarkomme. Wenn alle Zerstreuung, Unterhaltung zusammenschrumpft, was mache ich in der vielen freien Zeit, die ich vorher mit Einkaufen, Essen gehen, Konzert- und Kinobesuchen erschlagen habe? Will ich wirklich ein Buch lesen, Telefonieren, Skypen, Ausruhen, Wandern, Radfahren? Kann ich mich ertragen? Einfach mich selbst annehmen?
Forderte die erste den Wandel vom Untertan zum freien Bürger, so ist die zweite die Umkehr vom bewusstlosen Konsum zum achtsamen Leben.
Kommt darauf an, wass jeder daraus macht…